Gabriela Kasperski und Ueli Kramer: Zwischen den Zeilen lesen und schreiben
Die Schweizer Autorin Gabriela Kasperski ist für gnadenlose Krimis in der Zürcher Altstadt bekannt, für Serien, die in der stürmischen Bretagne spielen, für Kinderbücher mit Herz und vielem Kreativem mehr… In diesem Interview versucht der Psychotherapeut Ueli Kramer dem Ungeschriebenen und Ungesagten auf die Spur zu kommen, das sich sozusagen zwischen den Zeilen dem Leser und der Leserin aufdrängt. Wie fängt Gabriela Kasperski die Seele eines Ortes ein, der in einem Buch so plastisch hervortritt? Woher kommt die Inspiration, für Kinder zu Themen wie Ausgrenzung und Rassismus zu schreiben? Welches Geheimnis steckt hinter einem Krimi, der den Leser und die Leserin gleichzeitig beschwingen und erschauern lässt?
In diesem Interview geht es offenherzig um das Schreiben, als ob man oder frau auf Freud’s Couch liegen würde. Es geht darum, die Geschichte von Menschen zu erzählen, die auf der Suche sind und nur den Abgrund finden. Es geht ums Schreiben als Therapie, als Aesthetik und als Zeitvertreib (und alle drei zusammen). Es geht um den Nutzen künstlicher Intelligenz und um die Zähmung des Kreativen. Es geht darum, Wörter tanzen zu lassen und so die Leser zu anzuleiten, zwischen den Zeilen die menschliche Existenz zu erkennen.
Gabriela Kasperski studierte Anglistik und war Radio- und Fernsehmoderatorin, Schauspielerin, Sprecherin und Dozentin, bevor sie ihren Kindheitstraum verwirklichte, Schriftstellerin zu werden. Heute schreibt sie Krimis, die in Zürich oder in der Bretagne spielen und die Schweizer Bestsellerliste verlässlich im Sturm erobern, sowie die Kinderbuchreihe um das Adoptivmädchen Yeshi. Mit Quittengrab war sie für den Zürcher Krimipreis nominiert, mit Zürcher Filz für den Zürcher und den Schweizer Krimipreis.
Ich schreibe, seit ich lesen kann. Als Kind und Jugendliche habe ich alles gelesen, was mir in die Hände kam, und mir ständig Geschichten ausgedacht. Ich hatte einen großen Traum: das Geschichtenerzählen zu meinem Beruf zu machen. Nach dem Gymnasium habe ich Anglistik studiert, war Radio- und Fernsehmoderatorin, wurde Schauspielerin. Viele Jahre habe ich auf Schweizer Bühnen gespielt, bis ich geheiratet habe und Kinder bekam. Ab da habe ich Workshops kreiert, filmische Adaptionen geschrieben, wurde zur Sprecherin, Expertin und Dozentin. Und irgendwann fiel mir mein Traum vom Geschichten erzählen wieder ein. Meine Manuskripte habe ich auf der Schreibmaschine getippt, später ins Laptop. Die ersten Krimis erschienen bei verschiedenen Verlagen, unter dem Label «Storybakery» habe ich sie neu herausgegeben. Ich habe viel übers Schreiben gelernt, vom Drehbuchschreiben bis zum Kreativen Schreiben. Heute arbeite ich mit Atlantis/Kampa, dem Aris-und dem Emonsverlag, zusammen, ich schreibe Krimis und die Kinderromanreihe um das Adoptivmädchen Yeshi. Mit «Quittengrab» war ich für den Zürcher Krimipreis nominiert, mit «Zürcher Filz» für den Schweizer Krimipreis. «Einfach Yeshi» wurde mit dem «Kimi Siegel» für Diversity ausgezeichnet, «Agentin Yeshi» mit der «Lesefieber Feder». Ich habe viele Schullesungen und Veranstaltungen, gebe Kurse in Kreativem Schreiben. Mein Kindertraum ist zu meinem Alltag geworden. Und wann immer es geht, nehme ich ein Buch in die Hand und lese.